Supervision/Beratung

Schon während meiner Facharztausbildungen in den Kliniken wurde mir ein Mangel deutlich: die angemessende Behandlung und Betreuung seelisch Kranker (das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche) erfordert eine intensive und oft schwierige Kooperation verschiedener Hilfssysteme mit zumeist sehr unterschiedlichen Voraussetzungen, Ansätzen und Kenntnissen. Außerdem lernte ich zunehmend, welch heftige Psychodynamik oft in den Beziehungen zwischen Kranken und Helfern entsteht, wie sehr die unbewussten Prozesse den Verlauf von Behandlungen und Betreuungen destruktiv beeinflussten und oft - trotz bestem Willen aller Beteiligten - Kränkungen und Entwertungen, Enttäuschungen und Konflikte die Chancen für Entwicklung beeinträchtigten.

Im Alltag einer psychiatrischen Klinik blieb mir wenig Zeit und Kraft, diesen Kooperationsanforderungen gerecht zu werden. Die Nöte der Akutversorgung und die Bedingungen der Institution ließen kaum äußeren und inneren Raum, angemessene längere Behandlungsperspektiven zu entwerfen. Der übliche Weg, nach Abschluss der Facharztausbildungen in der Klinik als Oberarzt weiter tätig zu sein, war für mich schwer vorstellbar - trotz einiger diesbezüglicher Angebote.
Aber auch in der Alternative, Niederlassung in einer Behandlungspraxis, sah ich keine bessere Perspektive für die Lösung der oben skizzierten Problematik. Die Praxis muss unterhalten werden, auch dort bleibt wenig Spiel-raum und -zeit für die eigentlich notwendige Kooperation mit den ambulanten Hilfssystemen.
 
So entschied ich mich für einen dritten Weg und begann, freiberuflich als fachärztlicher Berater und Supervisor zu arbeiten, engagiert im Netzwerk der extramuralen Psychiatrie. Im Laufe dieser Arbeit mit vielen verschiedenen Institutionen, die sich um die Betreuung seelisch kranker Menschen kümmern, konnte ich viel von meiner klinischen Erfahrung einbringen. Und habe selber viel gelernt über die "andere" Psychiatrie, jenseits der medizinischen Denkmodelle.